Transferwirksamkeit bei Schachermayer (Teil 3) - Transfer implementieren - Tipps aus der Praxis
Im ersten und zweiten Teil des großen dreiteiligen Interviews erzählte uns Personalleiterin Mag. Stephanie Kneifel authentisch und offen, wie Sie es mit Ausdauer, einer 80% Haltung und kreativ-einfachen Tools schaffte, Transfer bei Schachermayer zum Leben zu bringen (--> zu Teil 1 / --> zu Teil 2) . Im dritten und letzten Teil zieht Sie nach 3 Jahren Transferarbeit ein ehrliches Resümee und gibt authentische Tipps aus der Praxis, die Sie so sicher in keinem Sachbuch finden…
PersonalistInnen liegt das Transfer-Thema häufig persönlich sehr am Herzen. Aber das Daily Business, die dringenden Agenden lassen es oft nicht zu, das Thema wirklich anzupacken. Was kannst du hier raten?
Mag. Stephanie Kneifel: Da denke ich sofort an das Bild der stumpfen Säge: Ich säge an einem Baum mit einer stumpfen Säge und es kommt einer vorbei, der sagt: Willst du die nicht mal schärfen? Dann ginge es schneller. Dann ist die Frage, will ich das tun oder nicht? Wir arbeiten mittlerweile super effizient. Heute ist die Arbeit leichter, einfacher und viel effizienter - Sie macht auch Spaß und mehr Sinn. Das ist es wert!
Mit transferwirksamer Weiterbildung wird die Arbeit effizienter. Nehmen Sie sich die Zeit, die Säge zu schärfen
Tipps aus der Praxis - so gelingt Transfermanagement
Bleiben wir bei diesem Bild: ich habe mich entschieden, die Säge zu schärfen. Was kannst du anderen PersonalistInnen raten, die ihre Säge schärfen wollen. Was sind ganz pragmatische Dinge, Tipps, Haltungen, was hat sich bei dir bewährt?
Stell dich ein auf einen Dauerlauf! Das klingt vielleicht nicht so attraktiv aber es ist ehrlich. Und: Wir haben einen Riesen Spaß bei dem Thema. Weil wir sehen, dass es wirksam ist.
Beginne klein und stelle keinen Anspruch an Perfektion! 70-80% ausarbeiten und dann gehe ich schon ins richtige Leben. Ich probiere es einfach aus und schaue, was passiert. Ich nehme mir beispielsweise zu Beginn nur mal ein Seminar her, das strategisch wichtig ist und stelle den Feedbackbogen dort um und werde Schritt für Schritt trittfester mit der Erfahrung.
Beginne mit einem Mosaikstein, der komplett in deinem eigenen Einfluss- und Verantwortungsbereich liegt! Und wenn es noch so winzig ist, es ist der erste Schritt. Am besten zuerst etwas vornehmen, wo ich nicht gleich einen sehr hohen Zeitaufwand habe. Also kleine Schritte, 100% im eigenen Einflussbereich.
Hol’ dir die Stakeholder zum Weiter-Denken ins Boot! Wir sind mit 80% rausgegangen - wir haben nach Pareto gelebt: 20% Aufwand, 80% Output. Die restliche Adaptierung haben wir nach und nach gemeinsam mit den Stakeholdern gemacht - den Führungskräften, den Trainern, den Teilnehmern usw. Die haben wir uns reingeholt und uns von ihnen die Ideen geholt. Es müssen ja nicht immer wir in der PE alleine strampeln. Seminare machen wir ja nicht für uns. Wir machen Seminare und Transfer als Mittel zum Zweck, für die im Unternehmen, die es in Auftrag geben. Und mit dieser Haltung ist es genial, wenn die Stakeholder in unseren jährlichen Workshop-Runden schon mit ihren Listen kommen und aufzeigen, was aus Ihrer Sicht noch nicht wirksam genug ist; was genau sie an Seminaren und Transfermaßnahmen brauchen. Und dann kämpfen sie selbst dafür und diskutieren und gestalten mit. Und wir stehen ihnen als Berater (!) bei der Maßnahmenplanung zu Seite.
Mach’s nicht alleine! Was ich auch extrem hilfreich finde, ist, wenn man in der PE nicht alleine kämpft, man nicht alleine Gärtner spielt. Wenn man zumindest zu zweit in der PE ist, kann man sich auch beim Gießen abwechseln. Ich finde es ist angenehm, wenn man In der Organisation, in der PE jemanden hat, mit dem man sich im Transferthema in der täglichen Arbeit die Bälle zuspielen kann und gemeinsam darüber nachdenkt, wie kann man das machen; wie geht’s gut. Das macht es leichter.
Wie wir die 12 Stellhebel der Transferwirksamkeit nutzen
Wie haben dich die 12 Stellhebel der Transferwirksamkeit unterstützt? Wie nutzt du sie bei dir im Unternehmen?
Mag. Stephanie Kneifel: Bei den großen Ausbildungen und den strategischen Projekten haben wir sie 100% im Blick und schauen drauf, ob wir alle 12 Stellhebel mit unseren Maßnahmen gut abgedeckt haben. Wir achten darauf, dass wir möglichst Transfer-Airbags von allen Seiten haben. Da merken wir übrigens auch gut, wenn es wo zu viel ist und wir wieder was wegnehmen müssen.
Wenn wir in der Praxis nun ein Training oder eine Akademie entwickeln, sammeln wir, was wir an Transfermaßnahmen brauchen könnten. Dann nehmen wir bei den strategisch wichtigen Programmen die Transfermatrix und schauen, welche Stellhebel schon abgedeckt sind und was wir noch brauchen. Vor allem wenn es darum geht, dass schon viel zu viele Maßnahmen haben hilft uns die Transfer-Matrix zu entscheiden, was wir weggeben können, ohne dass wir Wirksamkeit verlieren. Es geht darum, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel herausholen - dann ist die Transfer-Matrix optimal (--> Mehr zur Transfer-Matrix).
Die Transfer-Matrix hilft uns zu erkennen, wo und welche Transfermaßnahmen wir noch brauchen, und wo wir schon zu viel haben
3 Jahre Transfermanagement - ein Resümee
Wenn du jetzt nach 3 Jahren zurücksiehst, welches Resümee kannst du heute ziehen? Was ist auch deine persönliche Belohnung für die eingesetzte Energie.
Mag. Stephanie Kneifel: Ich finde es genial, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte heute kommen und Transfer von sich aus fordern und diskutieren. Lernen auf Vorrat, auf Konserve funktioniert bei uns nicht mehr und das ist gut so. Die Denke in Nutzen ist durch. Da ruft dann eine Führungskraft in der PE an und sagt: Ich brauche ein Seminar, das sind die Transferziele - das soll nachher konkret anders sein. Wir sind am Punkt, der Auftrag ist schnell klar und es wird leicht, einen passenden Trainer zu finden
Die Haltung, mit der wir in der Personalentwicklung und zunehmend auch unsere gesamte Organisation auf PE draufschaut ist: Was bringt’s? Das ist eine hochgradig wirtschaftliche Haltung die uns durchgängig begleitet.
Was automatisch passiert, wenn du in der PE wirksam bist ist, dass du ein sehr ernst zu nehmender Gesprächspartner bist - für Mitarbeiter genauso wie für die Entscheidungsträger
Wie geht’s weiter? Du und Transfer - was habt ihr beide miteinander noch vor?
Mag. Stephanie Kneifel: Ich lese ja gerade das Buch „Was Trainings wirklich wirksam macht“ (-> Zum Buch) und wir sind noch lange nicht fertig. Es gibt Stellhebel und Bereiche, wo wir uns noch weiter entwickeln wollen. Da sind wir am Überlegen, wie wir die gut verpackt und für unsere Organisation anschlussfähig umsetzen können. Zudem muss man sich die Dinge sowieso immer mal wieder anschauen. Was passt noch, wo sind wir noch auf Kurs und wirksam und welche Anforderungen haben sich verändert? Da heißt es immer wieder anpassen.
Wir haben da aber nun die Erfahrung und die Trittsicherheit, das nicht mehr alleine im stillen Kämmerlein zu tun. Wir sind heute in der Moderatorenrolle, in der Beraterrolle. Es ist eine andere Form der Arbeit - eine weit einfachere Form als das, was wir vorher gemacht haben. Vorher haben wir inhaltlich gerudert. Da hieß es „Da brauchen wir ein bisschen mehr und da ein bisschen weniger und das brauchen wir auch noch“. Da bist du ständig am Rudern und am strampeln - und jetzt sind wir am Fragen stellen! Wir bieten viel Unterstützung, aber wir schauen, dass die Inhalte nicht von uns kommen. Wir machen nichts mehr ohne klaren Nutzen.
Wir sind heute in der Moderatoren- und Beraterrolle. Das ist heute eine andere Form der Arbeit, eine einfachere Form. Wir sind jetzt am Fragen stellen und machen nichts mehr ohne klaren Nutzen!
Mag.a Stephanie Kneifel
ist Personalleiterin bei Schachermayer Großhandelsgesellschaft m.b. H. in Linz. Als Business Partner für die Geschäftsleitung ist Sie mit Ihrem Team zuständig für Personalmanagement, Personalentwicklung, Change Management und Recruiting. Vor Ihrer Tätigkeit bei Schachermayer war Stephanie Kneifel Human Resources Manager für Österreich, Slowenien und Kroatien der Nike GmbH Wien.